Demenz

Ernährungsschwierigkeiten bei Menschen mit Demenz

Das Trinken und Essen nicht vergessen!

Bei Menschen mit Demenz sind Hunger-, Durst- und Sättigungsgefühl häufig gestört oder verändert. Essen und Trinken werden von den Betroffenen gerne vernachlässigt beziehungsweise vergessen. Das stellt für pflegende Angehörige meist eine besondere Herausforderung dar. Zudem tritt bei Demenzerkrankten nicht selten eine verzerrte optische Wahrnehmung oder eine Veränderung des Geschmackserlebens auf. Auch das Geruchsempfinden unterliegt oft einem Wandel und der Kalorienbedarf erhöht sich aufgrund gesteigerter körperlicher Aktivität und verstärkt auftretender Unruhe. Die kognitiven Fähigkeiten lassen zunehmend nach, wodurch der Umgang mit dem Essbesteck oder Geschirr erschwert wird. Für den Pflegenden ist es deshalb unumgänglich, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und Lösungswege für eine möglichst ausgewogene Ernährung sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu finden.

Typische Schwierigkeiten des Menschen mit Demenz bei Essen und Trinken:

1. Vergesslichkeit

  • vergisst zu essen oder zu trinken.
  • vergisst, dass er bereits gegessen oder getrunken hat.

2. Wahrnehmungsveränderungen

  • Geruch/Geschmack werden verändert, schwach oder gar nicht wahrgenommen.
  • Besteck/Geschirr/Speisen werden optisch oder funktional verändert erlebt.
  • Hunger/Durst/Sättigung werden nicht verspürt.
  • Temperatur (Speise, Getränk, Tasse) wird nicht wahrgenommen oder verstanden.

3. Kognitive Veränderungen

  • Speisen werden nicht erkannt.
  • Tag- und Nachtzeiten werden verwechselt.
  • Notwendigkeit am Tisch zu sitzen wird nicht verstanden.

4. Wahnvorstellungen

  • Nimmt das Essen/Getränk als verdorben/vergiftet wahr.
  • Hortet/versteckt Nahrungsmittel (Angst vor dem Verhungern).
  • Isst/trinkt nicht, aus Angst nicht bezahlen zu können.

5. Gesteigerte Aktivität/Unruhe

  • Kann nicht ruhig am Tisch sitzen, ständiger Bewegungsdrang.
  • Beim Essen unkonzentriert, dauernd abgelenkt.
  • Permanentes Herumnesteln an sich oder an Gegenständen.

Um hier einer Mangelernährung oder Dehydratation (Austrocknung) vorzubeugen, muss der Pflegende kluge Tricks anwenden. Außerdem wird durch stereotype Handlungen und Bewegungen (gleichbleibende, ständig wiederholte Muster) eine erheblich erhöhte Kalorienzufuhr erforderlich.
Durch eine veränderte Geruchs- und Geschmacksempfindung werden frühere Lieblingsspeisen und Getränke eventuell nun abgelehnt. Demente Menschen mögen es meist nicht sauer, salziger, oder bitter, sondern süß. Häufig werden farblose Getränke nicht erkannt oder wahrgenommen.
Das Erstellen einer Essbiografie ermöglicht, frühere Vorlieben aber auch negative Assoziationen zu berücksichtigen und so Vertrauen und Wohlbefinden zu schaffen.
Altbekannte Trinksprüche sowie vertraute Trinkgefäße animieren zur Flüssigkeitsaufnahme. Aufgrund des erhöhten Kalorienbedarfs sollten fetthaltigere Lebensmittel der mageren Variante vorgezogen werden. Verschiedene Essstationen mit Häppchen, Obst oder Getränken verleiten zum Zugreifen. Gemeinsames Essen, deutliche Abgrenzung des Geschirrs vom Untergrund, mäßig warmes Fingerfood, Flexibilität bei Häufigkeit und Uhrzeit der Mahlzeiten, können wertvolle Tipps zur Erleichterung der Ernährung eines Menschen mit Demenz sein.

Als Kardinalaufgabe gilt es, durch einfühlsame, flexible und kreative Maßnahmen die Vorlieben des dementen Menschen herauszufinden, sein Vertrauen zu gewinnen und eigene Maßstäbe hintenan zu stellen. Wichtig ist, einer Mangelernährung vorzubeugen, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu erreichen und die Erlebnis- beziehungsweise Empfindungswelt des Menschen mit Demenz zu erkunden und zu verstehen.

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